Touren

Von Pässen und Steigen: Furtlepaß und Alter Steig

Auch die Ostalb hat für den Rennradler einiges zu bieten… wenn… ja wenn es denn dort mal schön warm ist. Also am besten an den heißesten Tagen im Hochsommer testen ? Die hier beschriebene Tour habe ich an eben einem solchen Hochsommertag gemacht. Und ehrlich Leute, so eine Tour auf der Ostalb an einem solchen Tag kann richtig geil sein!

Für meine Tour über den Furtlepaß habe ich also an diesem Tag Kaiserwetter: Der Himmel ist weiß-blau, mit klaren Vorteilen für blau. Dazu weht mir ein leichter, angenehm warmer Südwestwind um die Nase. So wie ich diese Tour fahre ist das genau der richtige Wind, denn auf dem eher offenen Streckenteil parallel zur B466 fahre ich am Schluss nach Osten. Und heute dreht der Wind sicher nicht. Bingo!

Meine Runde hat zwar 80 km, kommt aber fast auf stolze 1000 Höhenmeter. Los geht’s in Heidenheim mit Blick auf das Schloss in der Sonne.  Den Schlossblick kann ich aber nur kurz geniessen, denn bereits nach wenigen Kilometern geht es an diesem Tag mitten in der Stadt bereits zum ersten Mal richtig zur Sache. Ich bin noch nicht einmal annähernd warm gefahren. Der Berg in Richtung Zang aus der Stadt hat es in sich. Und er zieht sich: dem blauen Himmel entgegen. In Zang angekommen, daran besteht in jedem Fall kein Zweifel, bin ich in jedem Fall warm gefahren. Die Strecke bis Zang führt größtenteils auf einem auch für Rennradler sehr guten und sehr schönen Radweg durch den Wald.

Landschaftlich hat die Tour über die gesamte Strecke wirklich einige tolle Höhepunkte zu bieten. Vom Wental zwischen Zang und Bartholomä mit seinen einzigartigen Felsformationen bekommt man mit dem Rennrad zwar nicht viel zu sehen, aber das lässt sich ja bei anderer Gelegenheit nachholen. Mir besonders gut gefallen haben folgende Streckenabschnitte:

  • Die Abfahrt nach Heubach: wer würde eine so lange und geniale Abfahrt hier in diese Gegend erwarten: Wenn man aber von Süden kommend hinab ins Remstal fährt, dann gib es doch schon einige Chancen auf eine schöne lange Abfahrt.
  • Die wunderschöne und gleichmäßige Auffahrt zum Furtlepaß ab Weiler in den Bergen. Aus dem Remstal heraus Richtung Norden gibt’s dann logischerweise auch ein paar nette Steigungen.
  • Die nachfolgende, langgezogene, sanfte Abfahrt vom Furtlepaß durch das malerische Egental zwischen Furtlepaß und Weissenstein.
  • Und nicht zuletzt, aber eben am Ende der Tour (das Beste zum Schluss) die Heidenheimer Straße von Heuchstetten (bei Gerstetten) bis zur B466. Würde ich auf meiner Webseite Gerüche zum Download anbieten, dann wären es ein paar Gerüche von dieser Strecke und von diesem heißen, leicht schwülen Tag. Selten hat Natur besser und würziger gerochen als hier. Aber auch ganz ohne Gerüche ist das einfach ein herrliches, kleines Asphaltband durch ein sicherlich kurzes aber sehenswertes Stück schwäbischer Alb.

Selbst die Windräder lassen sich an einem solch schönen Tag verklären und wirken in der sommerlichen Landschaft der kornbraunen Äcker und maisgrünen Felder eindrucksvoll, so sie sich auch noch wie heute drehen. Klar sagt sich das an meiner Stelle leicht dahin, wenn man so ein Monstrum nicht jeden Tag anschauen muss und das stetige Brummen der Rotoren in den Ohren hat. Aber so ist es mit vielen Dingen. Des einen Freud ist des anderen Leid: Liftanlagen in den Alpen, Umgehungsstraßen, Flughäfen, etc… (Fast) jeder findet die Dinge irgendwie und irgendwann toll. Aber vor der eigenen Haustüre? Nein Danke! Heute finde ich halt mal ein Windrad toll. Schön sind die Dinger sicher nicht, aber eben manchmal je nach Farben, Licht und Stimmung eben beeindruckend. Aber letztendlich gilt: Die Landschaft wirkt auch gänzlich ohne Windräder. Das tat sie vorher sehr gut und auch jetzt wäre die Landschaft ohne Windräder sicherlich schöner.

Aus ganz praktische Gründen finde ich heute aber auch genau die Windräder toll, die sich drehen während ich frontal auf sie zufahre. Das bedeutet nämlich ganz offensichtlich, dass ich Rückenwind habe. Hätte ich aber auch so gemerkt. Heute zeigen mir viele Windräder zwischen Steinenkirch und Gerstetten Rückenwind an. Da kommt Freude auf. Vor allem nach 60 Kilometern recht hügeliger Fahrt.

Auch vom technischen Standpunkt hat die Tour ebenfalls einiges zu bieten. Es ist ein ständiges auf und ab. Vor allem zu Beginn und im Mittelteil geht es ordentlich zu Sache. Rein gefühlsmäßig oder aus Gewohnheit könnte man meinen, bei dieser Tour wäre die größte Herausforderung der Furtlepaß. Schon allein der Namenszusatz „-paß“ wirkt ja mehr oder minder furchteinflößend. Aber weit gefehlt. Erstens hat der Schwabe ja für kleine Dinge die Endung „-le“. Und es heißt ja Furtlepaß. Es ist also schon mal eine kleine Furt. Und zweitens befinden wir uns hier auf der Alb. Und was den Ardennen in Belgien ihre gefürchteten, steilen „Côtes“ sind, das sind hier auf der Alb die „Steigen“. Auf dieser Runde, an diesem Tag ist der Scharfrichter der „Alte Steig“ und nicht der „Furtlepaß“. Der Furtlepaß ist nicht ohne, kann einer Bergziege wie mir nicht unbedingt Angst einflössen ?. Der Alte Steig dagegen: Oh la la! Heilig‘s Blechle! Kurz hinter dem kleinen Dorf Weissenstein geht es auf einer ruhigen Nebenstraße zunächst völlig harmlos durch ein schönes Tal. Die Nebenstrecke ist sogar als Radweg ausgeschildert. Ich folge also den Wegweisern. Das zunächst noch weite Tal wird enger und ich passiere ein Freibad. Noch steigt der Weg kaum merklich an. Parallel dazu, deutlich weiter oben, sehe ich jetzt die B466. Wie ist die denn so weit hochgekommen? Irgendwie muss ich auch noch da hoch, nähere mich aber schon dem Talschluss. Wie soll das denn gehen. Die Variante auf der B466 bin ich vor etlichen Jahren schon mal gefahren. Ein ganz angenehmer, gleichmäßiger Anstieg, aber eben Bundesstraße und daher deutlich mehr Verkehr. Meine heutige und für mich neue Variante endet in ihrer idyllischen Gemütlichkeit ziemlich abrupt an einem Vereinsheim. Jetzt kommt der Knüller. Der Wegweiser mit dem Radweg zeigt nach rechts hoch auf einen schattigen, schmalen Teerstreifen der in einen Wald führt. Durchfahrt für Autos gesperrt. Ich biege ein. Nach wenigen Metern wird es steil. Steiler. Heftig steil. Der Asphalt ist gut, aber hier muss man nicht unbedingt dazuschreiben, dass die Durchfahrt für Autos gesperrt ist. Normale Autos kommen hier nicht hoch! Ich muss mich mächtig über den Lenker beugen damit das Vorderrad nicht abhebt. Also wäre ich nicht vor ein paar Wochen in Italien den Mortirolo hochgefahren, dann hätte ich nach 200 Metern gesagt:  Die verarschen mich hier, dieser Radweg ist ein Überbleibsel von einem Aprilscherz. Die Steigung hat wirklich im Handumdrehen 20%. Eine Spitze von 23 % zeigt meine Aufzeichnung. Zwar geht das so nur gerade einmal einen halben Kilometer, aber so etwas könnte mich einen an einem schlechten Tag schon mal aus der Bahn werfen. Heute ist aber kein schlechter Tag. Oben angekommen benötige ich allerdings dann doch ganz dringend einen tiefen Schluck aus der Pulle und ein paar extra Sauerstoffmoleküle. Da waren die 5 Kilometer am Furtlepaß ein Klacks dagegen. Auch der nachfolgende, längere Anstieg nach Steinenkirch ist nicht ohne, kann es aber mit dem Alten Steig ebenfalls nicht aufnehmen. Umso schöner, dass die Topographie dann ab Steinenkirch gnädig ist. Von hier, bis zurück nach Heidenheim geht’s die restlichen 20 Kilometer fast nur noch sanft bergab – und heute sogar mit Rücken-Windkraft sponsored by Ostalb ?.

Servus
RK

 

Fotostrecke

Heute mal keine Bilderserie – einfach nur fahren!

Zusammenfassung

Streckenlänge: ca. 80 km
Höhendifferenz (Aufstieg): ca. 930 m
Durchschnittsgeschwindigkeit (mit Pause & Stops): ca. 25,4 km/h
Durchschnittsgeschwindigkeit (in Bewegung): 25,8 km/h

Strecke
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volle Distanz: 80164 m
Gesamtanstieg: 1077 m
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 Und dann hier noch mehr Daten (wen es interessiert)